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Im September 2021, als wir wegen Covid in unseren Städten und Häusern
eingesperrt waren und freundschaftliche sowie sportliche Treffen verboten wurden,
kaufte ich mir einen Tischtennisroboter. Für diejenigen, die es nicht wissen: Es
handelt sich um ein Gerät, das an einer Seite des Tisches befestigt wird und Bälle
mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, Richtung und Rotation zuspielt. Als ich das
Spiel mit dem Roboter leid war und mir einen menschlichen Spielpartner wünschte, stieß ich auf ein Problem: Ich kannte niemanden, der besser spielte als ich und mir etwas beibringen konnte. Ich fragte Uroš Slatinšek, einen Spitzenspieler und den Lieferanten des Roboters, der auch viel zu meiner Begeisterung für dieses
wunderbare Spiel beigetragen hatte, ob er jemanden in Maribor kennt. Er antwortete: „Naturlich. Gregor Komac – mein guter Freund. 15 Jahre lang mein
Nationalmannschaftskollege. Ein großartiger Sportler und ein noch besserer Mensch. Meiner Meinung nach die beste Wahl in Maribor, wenn nicht sogar in ganz Slowenien.“
Ich gebe zu, ich bin kein sportlicher Typ, verfolge keinen Sport und hatte bis dahin
noch nie von Gregor Komac gehört. Ich googelte ein wenig. Ich las, dass er ein
legendärer Tischtennisspieler ist, der sowohl für die Jugendnationalmannschaft
Jugoslawiens als auch später für die Nationalmannschaft Sloweniens spielte. Ich
stieß auf zwei Artikel, die ich hier zusammenfasse, weil sie seine Bedeutung im
nationalen Tischtennis verdeutlichen.
Im ersten Artikel mit dem Titel „Komac wie ein Phönix aus der Asche“ heißt es: „So plötzlich, wie Gregor Komac vor fünf Jahren aus dem Mariborer Tischtennis verschwunden war, kehrte er unerwartet in die Halle Tabor zurück. Für einige Gegner könnte er der Vater sein, doch er besiegt sie immer noch. Sein letztes Spiel im Trikot des Tischtennisclubs Železničar spielte Gregor Komac am 6. April 2013, danach sahen wir ihn nicht mehr in der Halle Tabor. Es war, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden. Umso überraschender war es, dass er kürzlich wie ein Phönix im Trikot von ŽNTK Maribor auftauchte und für die neunmaligen Meister die Spiele der Staatsmeisterschaft gegen Sobota und Ptuj bestritt. Und obendrein gewann er in vier Duellen viermal! (…) Das Team von Maribor hat mit Komac einen Spieler gewonnen, der der steirischen Hauptstadt nach 2012 wieder den Staatsmeistertitel zurückbringen könnte.“
(https://vecer.com/prosti-cas/komac-kakor-feniks-iz-pepela-6406056)
Ein weiterer Artikel aus dem Jahr 2008 erregte meine Aufmerksamkeit. Der Titel „Komac ist noch nicht abzuschreiben“ war vielsagend. Im
Artikel steht: „In Ljubljana fand das erste offene Turnier der Republik Slowenien im Tischtennis statt. In der Konkurrenz der Spieler gewann der erfahrene Gregor Komac. Gregor Komac profitierte offensichtlich von seiner Berufung in die Nationalmannschaft für die internationalen slowenischen Meisterschaften in Velenje, da er ein hervorragendes Spiel zeigte, mit dem er bewies, dass er trotz seines Alters noch nicht zum alten Eisen gehört, sondern immer noch zur slowenischen Spitze z ählt. Der Spieler, der in Kočevje geboren wurde und seit einiger Zeit in Maribor lebt, erzielte seinen bemerkenswertesten Sieg im Viertelfinale …“
Aus anderen Quellen erfuhr ich, dass er in Kočevje im Verein Melamin mit Tischtennis started, für verschiedene Vereine in Slowenien und auch für Bagat in Zadar spielte. Sein größter Erfolg war vielleicht der neunte Platz in der Welt im Doppel. V Mariboru beginn er 1999 zu spielen, und der Verein wurde Serienstaatsmeister. „Ist es möglich, dass mich ein so großer Spieler trainieren könnte?“ dachte ich. „Wird er die Zeit und den Willen haben, einen Freizeitsportler zu trainieren?“ Ich glaubte es nicht, aber ich rief ihn trotzdem an, und ein paar Tage später trafen wir uns. Er sagte mir, dass er keine individuellen Trainings gibt, da er sehr beschäftigt ist, aber als er in mir den brennenden Wunsch erkannte, gab er nach. Eine entscheidende Rolle spielte, dass wir uns persönlich gut verstanden, wie er mir später sagte. Er hatte so recht: Es war eine selten erlebte Freundschaft auf den ersten Blick. Schon nach wenigen Trainingseinheiten wurden wir aufrichtige Freunde.
Sašo Bizjak
Im November 2021 wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben wegen einer Covid-Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Nach einigen Wochen der Genesung zu Hause beschrieb ich meinen Zustand so: „Anfangs konnte ich dem Roboter auf dem Tischtennistisch nur 50 Bälle zurückspielen. Für mehr fehlte mir die Luft, aber bald konnte ich 200 zurückspielen, und nach einer kurzen Pause nochmals 200. Nach einem Monat hielt ich schon ein ganzes Training mit Gregor durch. Ich tat so, als wäre ich völlig gesund, aber Gregor spürte meinen wahren Zustand. Er spielt mir die Bälle so zu, dass ich sie möglichst leicht zurückschlagen kann. Es ist wirklich rührend, wie sorgfältig er mit mir umgeht. Er beobachtet mein Atmen und schlägt Pausen vor. Wenn ich darauf bestehe weiterzumachen, sagt er, dass er etwas Wasser trinken muss, und erzwingt so eine Pause. Ich sehe, dass er seine Lippen kaum befeuchtet, und erkenne, dass die Pause nur für mich gedacht ist.(Ivan Soče: Zlokovidni časi, Verlag SITIS, Maribor, 2021)
So ist er die ganze Zeit. Er beobachtet aufmerksam, erkennt Müdigkeit, Langeweile oder einfach einen „schlechten“ Tag und passt die Übungen schnell an. Wir unterhalten uns auch viel und lachen. Jedes Training ist eine reine Freude. Wirklich ein Spiel und kein Wettkampf. Und das Spielen selbst bringt in jedem von uns das vergessene Kind hervor, sorgt für gute Laune und löst viele positive Hormone aus. Nach und nach erkannte ich alle Dimensionen des Tischtennis und verstand immer besser, wie es Parkinson-Patienten helfen kann. Nach einigen Trainingseinheiten beginnen ältere Menschen in die Halle zu kommen. Ich bemerkte, dass einige Schwierigkeiten beim Gehen und mit dem Gleichgewicht hatten, bei einigen zitterten die Hände sichtbar. Ich fragte Gregor, wer diese Leute seien, und er erzählte mir, dass er seit zwei Jahren Parkinson-Patienten trainiert. In Zusammenarbeit mit Trepetlika, dem Verein der Parkinson-Patienten, folgten sie den Erkenntnissen
amerikanischer und japanischer Wissenschaftler, dass das Spielen von Tischtennis das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt und bei der Linderung dieser sehr unangenehmen Erkrankung hilft. Die Aufmerksamkeit auf die Position des Gegners, die Stellung seines Schlägers, das Verfolgen der Flugbahn des schnellen Balls, die Vorbereitung der eigenen Körperhaltung sowie der Hand und des Schlägers für eine
qualitativ hochwertige Rückgabe des Balls fordern das Engagement des gesamten Gehirns, das schnell eine große Anzahl von Bewegungen koordinieren muss. Ich kann mir keinen besseren Trainer für irgendwelche Patienten vorstellen. Eigentlich handelt es sich nicht nur um einen Trainer, sondern um einen Therapeuten, der nicht und gute Laune fördert. Das Selbstbild ist für alle Patienten sehr wichtig. Es ist entscheidend, dass sich die Person nicht als Patient oder Behinderter sieht, und deshalb behandelt Gregor sie nie wie Patienten. Er akzeptiert sie genauso wie mich. Ältere Menschen haben nämlich alle ihre eigenen Einschränkungen, sei es aufgrund des Alters, einer Krankheit oder einer Verletzung.
Als ich die Aufgabe übernahm (eigentlich habe ich mich selbst angeboten), etwas über Gregor zu schreiben, bat ich ihn, mir einige Erinnerungsstücke zu bringen. Er brachte mir einen dicken Ordner mit ausgeschnittenen Zeitungsartikeln (die sein stolzer Vater am eifrigsten sammelte), aus denen ich entnehmen konnte, dass es sich um einen wirklich herausragenden Sportler handelt, der einen bleibenden Eindruck in der Geschichte des Tischtennis hinterlassen hat: von individuellen und Vereinsleistungen bis hin zur Funktion des Trainers der Damen-Nationalmannschaft.
Ich werde Sie nicht mit der Chronologie seiner Spielerkarriere ermüden, die ihm viel gegeben, aber auch viel genommen hat. Das ist seine Geschichte, ebenso wie die zahlreichen Pokale und Medaillen. Auch diejenigen, die diese Geschichte nicht kennen, werden nach einigen Trainingseinheiten erkennen, dass Gregor sowohl fachlich als auch moralisch ein kompetenter Trainer und Therapeut ist, der dazu
beiträgt, dass unsere eigene Geschichte viel fröhlicher, erfüllter und gesünder wird. Dass wir ein glücklicheres Leben führen können. Auch dieses Buch kann viel dazu beitragen. Nach fast drei Jahren gemeinsamer Zeit kann ich Uroš nur zustimmen: „Ein großartiger Sportler und ein noch besserer Mensch.“ Danke, Gregor.
Ivan Soče